Orgelwerke

Walldorf, Ev. Stadtkirche

Renovierung und Erweiterung der Steinmeyer-Orgel (1967) | III/38 | 2017

Das Stadtbild von Walldorf (Baden) wird maßgeblich vom weithin sichtbaren Turm der evangelischen Stadtkirche geprägt. Außen wie innen ist die 1861 im neugotischen Stil fertiggestellte Hallenkirche mit angebautem, niedrigem Chor in ihren architektonischen Formen weitgehend erhalten geblieben. Westempore und Orgel sind hingegen moderne Zubauten.

Bei der Orgel handelt es sich um ein Instrument der Firma Steinmeyer (Opus 2172) aus dem Jahre 1967. Äußerlich folgt der aus schmucklosen, rechteckigen Gehäusekästen mit holzsichtiger Oberfläche zusammengesetzte Prospekt dem nach 1945 häufig gepflegten Schema des Werkprinzips mit außen liegenden Pedaltürmen und zentral-vertikal angeordneten Manualwerken. Oben unter dem Gewölbescheitel befindet sich das Hauptwerk, darunter das schwellbare Brustwerk. Beide Werke werden vom Pedal flankiert, welches auf C- und Cs-Seite aufgeteilt ist und je eine Groß- und Kleinpedallade besitzt, während sich abgesetzt vorne in der Brüstung das Rückpositiv befindet. Mittig im Untergehäuse ist der Spielschrank eingebaut. Eine klangliche Besonderheit bildet das Glockenspiel im Schwellwerk mit 36 Bronzeglocken.

Über die Reinigung und Instandsetzung hinaus wurde die Orgel von uns in ihrem technischen und klanglichen Wesen weiter entwickelt. Konstruktive Mängel wurden dabei behoben und die musikalischen Möglichkeiten des Instruments gesteigert, ohne den eigentlichen Stil zu verändern oder der Idee des Erbauers zu widersprechen. Das Instrument konnte dadurch auf ein sicheres und konzeptionell höheres Niveau gehoben werden.

Das ehemals instabile Windsystem wurde grundlegend überarbeitet und liefert nun stabilen Wind. Die spieltechnischen Nutzungsmöglichkeiten wurden um eine Setzeranlage bereichert. Eine traditionelle freie Kombination steht weiterhin zur Verfügung. Die Registertableaus im Spieltisch wurden vollständig neu und stilgerecht passend hergestellt. Das Problem der räumlich sehr beengten Situation in und um das Brustschwellwerk wurde gelöst durch eine Neupositionierung der zugehörigen Komponenten, so dass sich nun ein verbesserter Wartungszugang ergibt.

Um die klanglichen Ressourcen zu erweitern und der Orgel ein größeres Repertoire zugänglich zu machen, wurde die Disposition in einigen Bereichen sinnvoll ergänzt bzw. modifiziert. Im Zuge des Umbaus des Brustwerks wurden dort drei neue Register auf einer elektrischen Zusatzlade eingebaut: Traversflöte 8', Viola 8' und Schwebung 8'. Dort wurde auch das Clairon 4' zu einer Trompete 8' gerückt und mit 12 neuen Pfeifen für die tiefe Oktave versehen. Ein neuer Engprinzipal 4‘ ersetzt die Zimbel. Im Hauptwerk wurde ein zusätzliches Register Offenflöte 8' auf einer Stirnschleife eingebaut. Eine intensive Nachintonation aller Register rundet das Renovierungsprojekt ab. 

Die Gemeinde führt einen eigenen Orgel-Blog mit einer umfangreichen Dokumentation der Renovierung: http://eki-walldorf.de/orgel-blog

 

Orgelprospekt Walldorf
Spieltisch Walldorf
Blick ins erweiterte Schwellwerk
Pedalwerk
Hauptwerk

Disposition

I. Rückpositiv C-g3

  1. Grobgedeckt 8’
  2. Weitprinzipal 4’
  3. Rohrflöte 4’
  4. Sesquialtera 2-fach 2 2/3’
  5. Sifflöte 2’
  6. Blockflöte 1’
  7. Scharff 5-fach 1’
  8. Cromorne 8’
    Tremulant

II. Hauptwerk C-g3

  1. Gedacktpommer 16’
  2. Prinzipal 8’
  3. Offenflöte 8’ (neu)
  4. Harfpfeife 8’
  5. Oktave 4’
  6. Spitzflöte 4’
  7. Quinte 2 2/3'
  8. Oktave 2’
  9. Mixtur 6-fach 1 1/3’
  10. Trompete 8’

III. Schwellwerk C-g3

  1. Traversflöte 8' (neu)
  2. Viola 8' (neu)
  3. Metallflöte 8’
  4. Schwebung 8' (neu)
  5. Engprinzipal 4' (neu, vorher Zimbel 4f. 2/3')
  6. Nachthorn 4’
  7. Carillon 3-fach 2 2/3’
  8. Schweizerpfeife 2’
  9. Gemsquinte 1 1/3’
  10. Trompete 8’ (tiefe Oktave neu, vorher Clairon 4')
  11. Hautbois 8’
    Tremulant

Pedal C-f1

  1. Prinzipalbaß 16’
  2. Subbaß 16’
  3. Oktavbaß 8’
  4. Gedecktflöte 8’
  5. Dolkan 4’
  6. Hintersatz 5-fach 2 2/3’
  7. Posaune 16’
  8. Trompete 8’
  9. Clairon 4’

 

Koppeln: I-II, III-II, Sub III-II, III-I, Sub III, Super III, I-P, II-P, III-P


Glockenspiel SW, 36 Töne fs0-f3 repetierend auf dem gesamten Manual


Registercrescendo, 1 freie Kombination, Setzeranlage

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